Historie

Das RIZ-Gebäude blickt auf eine lange Vergangenheit zurück:Der imposante Bau am Nord-West-Rand von Radolfzell ist eine ehemalige Kaserne, die heute unter Denkmalschutz steht. Das Gebäude besteht aus drei Bauteilen mit einer Geschossfläche von insgesamt etwa 15.000 m².

Von Ende 1935 bis 1937 war nach Plänen des Karlsruher Architekturprofessors Dr. Hermann Reinhard Alker (1885-1967) im Gewann Schiedelen eine großzügige Kaserne für Verfügungstruppen errichtet worden, die nach dem Krieg bis 1977 von französischen Streitkräften genutzt wurde und heute als Gewerbegebiet ausgebaut ist.Dr. Petra Wichmann vom Landesdenkmalamt Baden-Württemberg – Außenstelle Freiburg, beschreibt den Baukomplex in der Liste der Kulturdenkmale 1997: „Die Kaserne entstand um einen großen, längsrechteckigen Hof bzw. Exerzierplatz mit ein- bis drei-, überwiegend jedoch zweigeschossigen Bauten als weiträumig konzipierte Anlage. An den Längsseiten des Platzes stehen die langgestreckten Mannschaftsbauten. Mittig springen das Stabsgebäude und gegenüber der sog. Wirtschaftsbau mit Küche und Speisesaal aus der Bauflucht zurück, so daß sich durch zwei ehrenhofartige Vorplätze eine Querachse ergibt. Die Schmalseite des Platzes nimmt im Süden die Turnhalle ein, dahinter liegt das große Oval des Sportplatzes.Die nördliche Querseite begrenzt heute ein Garagenbau, dahinter befanden sich ursprünglich die Reithalle und die Pferdeställe. Die ganze Kaserne ist umzäunt bzw. durch eine Mauer mit Pylonen und Lattenzaun umgeben. Im Eingangsbereich, der an der Querachse vor dem Stabgebäude liegt, baucht die Mauer halbrund vor. Ebenso zeichnet die Mauer die Querachse durch ein Halbrund hinter dem Wirt-schaftsgebäude nach. ...... Angesichts der Bauaufgabe Kaserne erstaunlich ist die stilistische Behandlung der Bauten. Die Architektur der Anlage ist keineswegs in der monumentalen Architektursprache errichtet, die für Repräsentationsbauten des nationalsozialistischen Regimes und damit für andere Kasernen Verwendung fand. Die Radolfzeller Kaserne weist in der niederen, weiträumigen, in die Landschaft eingebetteten Anlage barockisierende Elemente auf, die in den 20er Jahren z.T. auch für den Siedlungsbau bestimmend waren. Dies gilt auch für die Ausrichtung der Bauten zueinander und zwar sowohl in bezug auf die Achsen-symmetrie wie in bezug auf die Folge wechselnder Raumeindrücke entlang der Eingangsachse.“

 

10. Februar 1934

Kreisleiter Eugen Speer wird Bürgermeister. Er hat die Idee, in Radolfzell eine Kaserne zu errichten. Dadurch sollen Arbeitslose Beschäftigung finden und die einheimische Wirtschaft gefördert werden.


März 1935

Neue Pläne für das „Lager R“ – Fertigstellung: 1. Oktober 1935.


18. November 1935

Beginn der Erdarbeiten zum Ausheben der Fundamente.


11. März 1936

Einstellung der Bauarbeiten an der Kasernenanlage im Pavillonsystem mit eingeschossigen Mannschaftsräumen. Der Bau der Kaserne stattdessen in Braunschweig ist wieder im Gespräch.


28. März 1936

Neue Planung mit zweigeschossigen Mannschaftsgebäuden, Fortführung des Baus.Geplante Fertigstellung: Mitte 1936.


26. September 1936

Richtfest für die neue „Wehr- und Lehrstätte deutschen Mannestums“.


31. Juli 1937

Der III. Sturmbann bezieht aus Wolterdingen kommend mit 27 Offizieren, 175 Unteroffizieren, 586 Mannschaften und 89 Pferden die neue Kaserne. Das Areal ist weiterhin eine Baustelle, das Führerheim ist noch nicht fertig, neue Wünsche der Truppe müssen realisiert werden.


19. Oktober 1939

Die Kaserne wird nach dem gefallenen Kommandeur Heinrich Koeppen benannt.


Anfang Mai 1945

Die Kaserne wird von frz. Truppen belegt und nach dem frz. Marschall Vauban benannt.bis 1960: Teile des 4e Régiment de Tirailleurs Marocains.1960 bis 1968: 42e Régiment d´Infanterie, 302e Groupe d´Artillerie Guidée (bis 1965 ?).1968 bis 1977 : 3 e Régiment d´Infanterie „Piemont”.


1963 – 1966

9th US Army Missile Detachment.


31. Juli 1977

Der letzte Standortkommandeur der Kaserne verlässt Radolfzell.


1980

Gebäude werden an Musikgruppen, Bastler, Vereine und Kleinunternehmen vermietet. Asylbewerber werden auf dem Areal untergebracht.


1994

 

 

 

25.November 1998

Von 1994 bis 2001 gaben sich im mittleren Gebäudetrakt des heutigen RIZ Künstler und DJs aus der ganzen Welt (u.a. Sven Väth) die Klinke in die Hand und machten den 'Tempel', wie er damals hieß,  zur festen Größe für Electro- und Technofans.

 

„Das Kaserneareal hat sich von einem heruntergekommenen Gelände mit allerhand auch zwielichtigen Gestalten zu einem Gewerbegebiet entwickelt, das in mancherlei Hinsicht schon Modellcharakter hat.“ (SÜDKURIER)

 


2003

Fertigstellung des Radolfzeller Innovations- und Technologiezentrums (RIZ).



Sanierung

Mit Baubeginn im Jahr 2001 wurde die Kaserne komplett umgebaut und saniert – mit einem Investitionsvolumen von ca. 22 Millionen EUR und einer Bauzeit von 12 Monaten ein umfangreiches Großprojekt. Die Umbaumaßnahmen wurden durch die Stadt Radolfzell und die zuständige Denkmalschutzbehörde tatkräftig unterstützt. Heute strahlt die alte Kaserne in neuem Glanz: Als modernes Büro- und Dienstleistungszentrum ist das RIZ ein einzigartiger Unternehmensstandort am westlichen Bodensee.